Geschlechtergerechtigkeit während der Corona-Pandemie im Öffentlichen Dienst

| 16:47 Uhr

Die Corona-Pandemie hat an vielen Stellen Veränderungsbedarfe in den Verwaltungen aufgezeigt. Welche Auswirkungen hat sie jedoch auf die Geschlechtergerechtigkeit im Öffentlichen Dienst? Bereits im Zuge unserer ersten Studie „Verwaltung in Krisenzeiten“ haben wir uns diesem Thema gewidmet und Unterschiede zwischen Männern und Frauen dargelegt. Nun ein Jahr später untersuchen wir, wie Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Auswirkungen der Pandemie im Zeitraum Januar bis Mai 2021 bewerten.

Wie schon im ersten Lockdown, im Frühjahr 2020, waren auch im Zeitraum Januar bis Mai 2021 Frauen stärker im Homeoffice als Männer. Während 65% der Frauen mehrheitlich aus dem Homeoffice arbeiteten, waren es auf Seiten der Männer nur 57%. Gleichzeitig gaben 37% der Frauen an, dass sie nicht ins Homeoffice wechseln konnten, da ihnen die technische Ausstattung dafür fehlte. Bei den männlichen Kollegen war dies in nur 24% aller Fälle ein Hinderungsgrund.

Als logische Konsequenz ergibt sich daraus, dass 30% Männer vermehrt täglich an ihrem Arbeitsplatz waren (30%) als Frauen (21%). Auf die Frage, an wie vielen Tagen die Mitarbeiter*innen zukünftig gerne aus dem Homeoffice arbeiten würde, lässt sich ablesen, dass Frauen eine festgelegte Anzahl an Tagen favorisieren. Frauen geben dabei verstärkt den Wunsch an 1-2 Tage pro Woche aus dem Homeoffice arbeiten zu können (43%), während nur 34% der Männer dieses Modell favorisieren und tendenziell stärker bedarfsorientiert aus dem Homeoffice arbeiten möchten.

Waren Frauen im ersten Lockdown zumeist schlechter ausgestattet als Männer, sind diese Unterschiede im Jahr 2021 nicht länger festzustellen. Hier scheint sich eine generelle Verbesserung der Ausstattung bemerkbar zu machen.

Eine Besonderheit stellt jedoch die Betreuung durch die Führungskraft dar. So geben 63% der Männer an, dass sie das Gefühl hatten, dass Ihre Führungskraft für Sie da war, während auf Seiten der Verwaltungsmitarbeiterinnen nur 55% dieser Aussage zustimmen. Dies überrascht umso mehr, als dass generell gesprochen Beschäftigte im Homeoffice sich im Regelfall besser betreut fühlten als Beschäftigte vor Ort. Die unterschiedliche Wahrnehmung der Betreuung durch die Führungskraft scheint somit ein strukturell verankertes Problem dazustellen.

Die Auswertung der Daten der Studie „Verwaltung in Krisenzeiten 2“ zeigt, dass Frauen in den von der Pandemie besonders stark geprägten Monaten Januar bis Mai 2021 erneut stärker aus dem Homeoffice arbeiteten als Männer. Der Hauptgrund ist dabei vermutlich einmal mehr Betreuungsaufgaben oder Pflege von Angehörigen. Positiv herauszuheben ist, dass sich die technische Ausstattung generell verbessert hat, wenngleich fehlende Technik weiterhin als Hinderungsgrund für den Gang ins Homeoffice auf Seiten der Frauen angegeben wurde. Die Zahlen sollten für den Öffentlichen Dienst daher weiterhin ein Ansporn sein, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleiche Rahmenbedingungen zu ermöglichen.

Die Studie Verwaltung in Krisenzeiten 2 ist unter diesem Link kostenlos abrufbar.