Personalbindung in der öffentlichen Verwaltungen

Die Verwaltung in Deutschland steht vor einer doppelten Herausforderung: Der demografische Wandel reduziert das verfügbare Personal drastisch – gleichzeitig steigen die Anforderungen an eine moderne, digitale Verwaltung. Die Bindung qualifizierter Mitarbeitender wird damit zur Schlüsselaufgabe. Doch wie gelingt nachhaltige Personalbindung im öffentlichen Dienst?

Warum Personalbindung jetzt Priorität hat

Der öffentliche Dienst steht vor einem massiven Fachkräftemangel. Laut aktuellen Berechnungen des Deutschen Beamtenbundes fehlen derzeit rund 570.000 Beschäftigte. Zudem sind knapp 1,4 Millionen Beschäftigte über 55 Jahre alt, sodass diese in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen werden und ersetzt werden müssen.

Die Herausforderung: Für die verbliebenen Mitarbeitenden müssen Maßnahmen in Bezug auf Personalbindung forciert werden. Und auch neu gewonnene Mitarbeitende wollen durch gezielte Maßnahmen motiviert und gehalten werden – sonst beginnt das Rekrutieren von vorne. Eine hohe Fluktuation kostet nicht nur Geld, sondern gefährdet auch den Wissens- und Erfahrungstransfer in der Verwaltung.

Was gehört zur Personalbindung in Verwaltungen?

Personalbindung umfasst alle Maßnahmen, mit denen Mitarbeitende langfristig an eine Organisation gebunden werden – emotional, strukturell und rational. Dazu gehören:

  • attraktive Arbeitsbedingungen (Arbeitszeitmodelle, mobiles Arbeiten)
  • Entwicklungsmöglichkeiten (z. B. Fortbildungen, Laufbahnmodelle)
  • Wertschätzung und Führungskultur
  • sinnstiftende Aufgaben und Identifikation mit dem öffentlichen Auftrag

Moderne Personalbindung beginnt dabei nicht erst beim Kündigungsschreiben – sondern mit dem Onboarding.

Unsere Studie Bleibebarometer Öffentlicher Dienst zeigt, dass fast 50 % der Befragten angeben, von ihren Führungskräften keine oder kaum Wertschätzung zu erhalten. Über die Hälfte bemängelt fehlende Entwicklungsmöglichkeiten im Job.

Die Ebenen der Personalbindung in öffentlichen Verwaltungen

Wir unterscheiden in der Personalbindung meist vier Ebenen:

  • Rechtlich-organisatorische Bindung (z. B. Beamtenverhältnis, unbefristete Verträge)
  • Ökonomische Bindung (z. B. Besoldung, Zusatzleistungen)
  • Karrierebezogene Bindung (z. B. Qualifizierung, Aufstiegschancen)
  • Emotionale Bindung (z. B. Teamgefühl, Identifikation mit der Aufgabe)

In der Praxis zeigt sich: Die emotionale Bindung entscheidet oft darüber, ob Menschen bleiben – auch wenn andere Faktoren nicht optimal sind.

Die Grafik zeigt die Ergebnisse des Bleibebarometers zu den Fragen Ich kenne das Ziel meiner Behörde und ich kenne das Ziel meiner eigenen Arbeit.
Grafik: Zwar kennen viele Mitarbeitende im öffentlichen Dienst das Ziel ihrer eigenen Arbeit, aber nicht das Ziel der eigenen Behörde – sprich: Sie wissen was sie tun müssen, aber nicht warum. Für den Aufbau einer emotionalen Bindung ist das Warum jedoch besonders wichtig. Quelle: Bleibebarometer Öffentlicher Dienst

Maßnahmen zur Personalbindung in der öffentlichen Verwaltung

Nicht alle Instrumente aus der Privatwirtschaft lassen sich 1:1 übertragen. Aber es gibt bewährte Maßnahmen, die auf die Logik des öffentlichen Dienstes angepasst sind:

  • Karriereplanung statt nur Stellenbesetzung: Transparente Entwicklungspfade motivieren.
  • Feedbackkultur etablieren: Mitarbeitende wollen gehört werden.
  • Gesundheitsmanagement ausbauen: Resilienz ist ein Erfolgsfaktor.
  • Führungskräfte professionalisieren: Gute Führung ist der wichtigste Bindungsfaktor.
  • Digitale Tools für interne Kommunikation: Bindung braucht Sichtbarkeit – auch im Homeoffice.

Wechselbereitschaft trotz traditionell niedriger Fluktuation

Traditionell galt der öffentliche Dienst als stabiler Arbeitgeber mit geringer Fluktuation. Doch das Bleibebarometer Öffentlicher Dienst zeigt: 80 % der Beschäftigten können sich vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln. Ein Drittel zieht sogar einen Wechsel in die Privatwirtschaft in Betracht.

Hauptgründe sind laut Studie fehlende Entwicklungsmöglichkeiten, mangelnde Wertschätzung durch Führungskräfte und das Gefühl, mit ihren Kompetenzen nicht wirksam zu sein. Besonders auffällig ist die steigende Wechselbereitschaft innerhalb des öffentlichen Dienstes. Da alle Verwaltungen Personal mit Verwaltungserfahrung suchen, nimmt die Konkurrenz um qualifizierte Mitarbeitende zu.

Fazit: Wer binden will, muss gestalten

Personalbindung im öffentlichen Dienst ist kein „Nice-to-have“ – sondern Voraussetzung für eine handlungsfähige Verwaltung. Es braucht klare Strategien, echte Beteiligung und den Mut, tradierte Strukturen zu hinterfragen. Wir begleiten Verwaltungen dabei, ihre Arbeitgebermarke zu stärken – und Menschen zu halten, die den Staat von morgen gestalten.

Wie attraktiv ist Ihre Verwaltung als Arbeitgeber?

Unser Quick-Check Arbeitgeberattraktivität bietet eine fundierte Standortbestimmung – und zeigt auf, an welchen Stellschrauben Sie konkret arbeiten können, um Mitarbeitende besser zu binden.